
(ls) Am Freitag den 07.08.2020 folgten rund 30 Interessierte der gemeinsamen Einladung der CDU Solms und der Jungen Union Solms-Braunfels-Leun. Unter ihnen waren der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer und der örtliche CDU-Landtagsabgeordnete Frank Steinraths. Ebenfalls folgte der Leuner Bürgermeister, Björn Hartmann (CDU) der Einladung zur Hofbesichtigung.
Lisa Schäfer (Vorstandsmitglied der CDU Solms und der Jungen Union Solms-Braunfels-Leun) führte die Gruppe, unter Einhaltung der Corona-Auflagen, über den Betrieb ihrer Eltern. Der landwirtschaftliche Betrieb, der seit Jahrzehnten im Familienbesitz geführt wird, umfasst Milchviehhaltung und Ackerbau. Zu Beginn wurde erläutert, dass sich der Betrieb in der schrittweisen Umstellungsphase von einem konventionellen, hin zu einem ökologischen Betrieb befinde. Diese Umstellung wäre „politisch so gewollt“, da die Bundesregierung plane, den Anteil der ökologischen Anbaufläche bis 2030 auf 20 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland auszuweiten. Lisa Schäfer bezeichnet diese Pläne und weitere Umweltauflagen für die Landwirtschaft, die oftmals aus dem SPD-geführten Bundesumweltministerium kommen, als eine Art „Öko-Mainstream“. Sie sei von dieser Art Landwirtschaft im Hinblick auf die Ernährungssicherung nicht zu überzeugen und sieht daher die Umstellung des eigenen Betriebes auf einen Biobetrieb sehr kritisch. Allerdings habe es für den heimischen Betrieb keine andere Wahl gegeben, da die gesetzlichen Vorgaben es nur noch bedingt ermöglichen, auf andere Weise zu wirtschaften. Schäfer warnte davor, dass in der Gesellschaft der Eindruck entstehe, dass die ökologischen Betriebe die „guten“ seien, da sie einen erhöhten Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten und die Konventionellen die „schlechten“ darstellen oder gar als Umweltsünder abgestempelt werden. „Ganz im Gegenteil unsere konventionellen Betriebe sorgen nicht nur für qualitativ- und quantitativ hochwertige Lebensmittel, sondern leisten ebenfalls einen Beitrag zum Klima und Umweltschutz, da im Rahmen des Greenings, Betriebe mit mehr als 15 ha Ackerfläche dazu verpflichtet sind, 5% ihrer Ackerfläche als ökologische Vorrangflächen (ÖVF) vorzuhalten und entsprechend zu bewirtschaften“, so Schäfer. Die Niederbielerin bedauerte, dass durch die Umstellung auf Bio das gerade frisch geerntete Getreide nicht weiter zu Lebensmittel verarbeitet wird, sondern lediglich als Futter für die Kühe diene. Hier habe der Betrieb allerdings keine andere Wahl, weil man ohne das Getreide nicht genügend Futter für die Kühe und Rinder habe. Lisa Schäfer schilderte die großen Sorgen in Bezug auf die Futterknappheit. Zum einen bringe die Umstellung auf Bio deutliche Ertrags- und Qualitätseinbußen mit sich, zum anderen macht die anhaltende Trockenheit den Landwirten dauerhaft zu schaffen. Vom Aussiedlerhof, der den schönen Hofnamen „Sonnenhof“ trägt, konnten die Teilnehmer der Besichtigung sich selbst ein Bild von den umliegenden, verbrannten Wiesen machen, wo im Moment durch die Trockenheit kein Futter zur Verfügung steht.
Des Weiteren kritisierte Lisa Schäfer die Hessische Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Priska Hinz (Bündnis 90 die Grünen) für ihren Umgang beim Thema Wolf. Anstatt den Zielkonflikt zwischen der Forderung für mehr Weidetierhaltung und der Wolfsproblematik anzuerkennen, veröffentlichte die Ministerin ein Papier zum Wolfsmonitoring mit der Überschrift „Willkommen Wolf in Hessen“. Dennoch machte Lisa Schäfer klar, dass sie den Wolf keinesfalls ausrotten wolle, da dies EU-rechtlich auch nicht möglich wäre. Allerdings seien die Vorfälle in Nordhessen, wo die sogenannte Stölzinger Wölfin bisher nachweislich 22 Weidetiere getötet habe, ein klares Warnsignal. „Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, dass ein Wolf, der nachweislich mehrere Tiere gerissen habe, nicht entnommen werden kann“, kritisiert Schäfer die gleichzeitig an die CDU geführte Landesregierung appellierte, endlich gegen den Willen des Grünen Koalitionspartners beim Thema Wolf zu handeln. Wenn ab 01.07.2021 der Bereich Milchviehhaltung auf dem Familienbetrieb der Schäfers auf Bio umgestellt sei, muss die gesamte Milchvieherde deutlich öfter auf die Weide. Auch wenn im Lahn-Dill-Kreis eine Ansiedlung des Wolfes noch nicht bekannt ist, blickt Lisa Schäfer aus Angst vor dem Wolf mit mulmigen Gefühlen auf diese Maßnahme.
In der neu gebauten Maschinenhalle erklärte Schäfer, dass neueste Technik für eine zukunftsfähige Landwirtschaft unabdingbar sei und dass die Landwirtschaft die Chancen der Digitalisierung nutzen müsse. Digitale Anwendungen im Bereich der Präzisionslandwirtschaft können unsere Landwirtschaft dabei unterstützen, effektiver, nachhaltiger und ressourcenschondender zu arbeiten. Dies machte Schäfer am Beispiel des modernen Güllefasses klar, dass eine bodennahe Ausbringungstechnik vorweist. Lisa Schäfer stellt fest: „Während ein Landwirt im Jahr 1900 im Durchschnitt so viele Nahrungsmittel erzeugte, dass er etwa vier Personen ernähren konnte, sind es heute 145 Personen. Um solch eine Produktionssteigerung zu haben, braucht es natürlich auch beste Technik“. Allerdings seien neue Maschinen häufig sehr kostenintensiv und die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Lebensmittel sehr schwankend. Schäfer machte klar, dass die gesellschaftlichen Wünsche für mehr Tierwohl und die Forderung einer nachhaltigeren Landwirtschaft vom Verbraucher honoriert werden müssen. Klar wurde, dass Wertschätzung für die Landwirtschaft an der Kasse anfängt, da dort der Verbraucher am besten zeigen kann, wie viel er bereit ist, für qualitativ hochwertige Lebensmittel auszugeben.
An die kommunalpolitisch aktiven Teilnehmer, wie beispielsweise die Kreistagsabgeordnete und Stadtverbandsvorsitzende der Solmser CDU, Heike Ahrens-Dietz, appellierte Lisa Schäfer zum Thema Flächenverbrauch. Der hohe Flächenverbrauch stelle für die Landwirtschaft ein weiteres großes Problem dar. Täglich werden rund 90 Fußballfelder in Deutschland durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen bebaut, so Schäfer, die bei diesem Thema die Kommunalpolitiker auffordert, jeden Hektar der bebaut wird zu hinterfragen. Wir müssen bei allen verständlichen finanziellen Vorteilen, die Bau- und Gewerbegebiete für eine Kommune mit sich bringen, genau abwägen, welche Projekte wirklich nötig sind und auf welche im Hinblick auf den Ressourcenschutz verzichtet werden kann.
Im Inneren des Stalles, waren die frisch geborenen Kälbchen, sowie die rund 150 Kühe und Rinder zu bestaunen. Die interessierten Besucher stellten viele Fragen rund um die Produktionsabläufe der Milcherzeugung und erhielten abschließend einen eindrucksvollen Einblick in den Melkstand, dem Hauptarbeitsgerät des Betriebes.
Nach der Führung hatten die Besucher die Möglichkeit, die von der Schwälbchen-Molkerei für die Hofbesichtigung zur Verfügung gestellten frischen Milchprodukte zu verköstigen. Unter den coronabedingten Abstands- und Hygieneregeln ließ man in gemütlicher Runde bei Bier, Wein und regionaler Wurst vom heimischen Metzger den Tag ausklingen.
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